Montag, 31. Januar 2011

Yotala und Umgebung – Kilometer 18132

Auf dem Weg von Potosí nach Sucre lassen wir bei einer gomeria den defekten Reifen reparieren. Zwei Männer benötigen eine halbe Stunde, nur um die hartnäckige Keramikscherbe aus dem Gummi zu bekommen. Während der Reifen geflickt wird, beobachten wir das Dorfleben, das sich hier entlang der Durchfahrtsstrasse abspielt. Kinder spielen am Strassenrand, streunende Hunde beobachten uns neugierig, Waren werden genauso wie Menschen von überfüllten Lastwagen geladen.

Mit erfolgreich geflicktem Reifen kommen wir einige Kilometer vor Sucre an dem schönen Dorf Yotala vorbei. Heute, am Sonntag, geht alles seinen gewohnten Gang. Menschen kommen aus der Kirche und gehen auf den zentralen plaza, auf dem die Marktfrauen bereits das Mittagessen zum Verkauf vorbereitet haben. In einem schmalen Häusereingang werden wir auf ein Glas chicha eingeladen, ein Getränk aus gegorenem Mais. Es wird aus einem getrockneten Kürbis getrunken und schmeckt sehr erfrischend – vielleicht ein wenig wie Apfelcidre, nur natürlich nicht nach Apfel.

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Wir beschliessen, noch nicht in die Stadt Sucre zu fahren, denn das beschauliche Leben auf dem Lande gefällt uns hier. Die Cordillera de los Frailes westlich von Sucre ist ideal für Ausflüge in die Berge, zu heissen Thermalquellen oder Felsenmalereien einer Präinkakultur. Über Cachimayu versuchen wir den Ort Quila Quila und die nahegelegenen Quellen zu erreichen, um später weiter durch den Krater bei Maragua Richtung Sucre weiter zufahren. Leider reichen die Bolivien-Strassenkarte im Massstab 1:1,25 Millionen sowie die GPS-Karte nicht aus, um den richtigen Pfad durch die Berge zu finden. Immer wieder gelangen wir an einen Punkt, wo uns Einheimische sagen, nach Quila Quila geht es “anders herum”…

Nahe dem Cerro de Obispo (3526m) erreichen wir ein kleines Dorf, dessen Namen wir leider nicht kennen. Ein älterer Herr zeigt uns das ganze Dorf, nachdem wir ihn ebenfalls nach dem rechten Weg gefragt haben. Besonders stolz ist er auf die neue plaza, die mit Springbrunnen, Kinderspielplatz und Sitzbänken für annähernd 40 Personen ausgestattet wurde. Zwanzig Familien leben in diesem Dorf mit etwa 50 Kindern.

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Das Leben auf dem Lande hier spielt sich ab wie in Europa vor Jahrzehnten. Die Felder werden noch per Hand bestellt; lediglich ein Handpflug mit zwei davor gespannten, störrischen Ochsen dienen als Hilfsmittel. Wir dürfen uns sogar im Inneren des Hofes umsehen und die Familie bei der harten Arbeit beobachten. Ausserdem bietet uns der gastfreundliche señor an, vom selbst angebauten und geernteten Mais zu probieren. Es ist eine sehr schöne Erfahrung, sich mit den Einheimischen vor Ort auszutauschen. Auch wenn unser Spanisch bisher nur für die grundlegenden Fragen reicht, verstehen können wir bereits einiges.

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