Montag, 31. Januar 2011

Sucre – Kilometer 18229

Sucre ist die Universitätsstadt Boliviens. Die weissen Fassaden der Kolonialhäuser prägen das Ortsbild und machen die Stadt sehr sympatisch. Strassen und Plätze sind sauber, die Menschen freundlich. Wir haben ein sehr schönes Hostal, das Pachamama nahe des Ortskerns, gefunden, wo wir auch das Auto im begrünten, nett gemachten Innenhof abstellen können. Es gibt eine gemeinschaftsküche, in der sich nicht nur die Backpacker treffen, sondern auch die Besitzerfamilie selbst ihr Essen zubereitet.

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Wir geniessen es, durch die Markthalle zu schlendern, kaufen Obst und Gemüse, sowie Gewürze und Brot. Im ersten Geschoss der Halle wird von den Marktfrauen das Mittagessen almuerzo verkauft. Da wir gerne typisch bolivianisches Essen probieren möchten, testen wir am ersten Mittag eine Suppe aus Quinoa, Fleisch und Kartoffeln (für etwa 50 Rappen), am zweiten Tag ein pikantes Fleischgericht mit Paprika und Reis (für etwas mehr als einen Franken). Zum Dessert gibt es jeweils an einem der Fruchtsaftstände im Erdgeschoss einen frisch gemixten jugo. Besonders gut schmecken uns Mango und Tombo, eine Frucht, die wir bis dahin noch nicht kannten. Die Säfte werden wählweise mit Wasser oder Milch gemischt und sind eine richtige Vitaminbombe. Das Flair der Stadt Sucre insbesondere mit dem tollen Markt gefällt uns so gut, dass wir letztendlich fünf Tage bleiben.

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Yotala und Umgebung – Kilometer 18132

Auf dem Weg von Potosí nach Sucre lassen wir bei einer gomeria den defekten Reifen reparieren. Zwei Männer benötigen eine halbe Stunde, nur um die hartnäckige Keramikscherbe aus dem Gummi zu bekommen. Während der Reifen geflickt wird, beobachten wir das Dorfleben, das sich hier entlang der Durchfahrtsstrasse abspielt. Kinder spielen am Strassenrand, streunende Hunde beobachten uns neugierig, Waren werden genauso wie Menschen von überfüllten Lastwagen geladen.

Mit erfolgreich geflicktem Reifen kommen wir einige Kilometer vor Sucre an dem schönen Dorf Yotala vorbei. Heute, am Sonntag, geht alles seinen gewohnten Gang. Menschen kommen aus der Kirche und gehen auf den zentralen plaza, auf dem die Marktfrauen bereits das Mittagessen zum Verkauf vorbereitet haben. In einem schmalen Häusereingang werden wir auf ein Glas chicha eingeladen, ein Getränk aus gegorenem Mais. Es wird aus einem getrockneten Kürbis getrunken und schmeckt sehr erfrischend – vielleicht ein wenig wie Apfelcidre, nur natürlich nicht nach Apfel.

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Wir beschliessen, noch nicht in die Stadt Sucre zu fahren, denn das beschauliche Leben auf dem Lande gefällt uns hier. Die Cordillera de los Frailes westlich von Sucre ist ideal für Ausflüge in die Berge, zu heissen Thermalquellen oder Felsenmalereien einer Präinkakultur. Über Cachimayu versuchen wir den Ort Quila Quila und die nahegelegenen Quellen zu erreichen, um später weiter durch den Krater bei Maragua Richtung Sucre weiter zufahren. Leider reichen die Bolivien-Strassenkarte im Massstab 1:1,25 Millionen sowie die GPS-Karte nicht aus, um den richtigen Pfad durch die Berge zu finden. Immer wieder gelangen wir an einen Punkt, wo uns Einheimische sagen, nach Quila Quila geht es “anders herum”…

Nahe dem Cerro de Obispo (3526m) erreichen wir ein kleines Dorf, dessen Namen wir leider nicht kennen. Ein älterer Herr zeigt uns das ganze Dorf, nachdem wir ihn ebenfalls nach dem rechten Weg gefragt haben. Besonders stolz ist er auf die neue plaza, die mit Springbrunnen, Kinderspielplatz und Sitzbänken für annähernd 40 Personen ausgestattet wurde. Zwanzig Familien leben in diesem Dorf mit etwa 50 Kindern.

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Das Leben auf dem Lande hier spielt sich ab wie in Europa vor Jahrzehnten. Die Felder werden noch per Hand bestellt; lediglich ein Handpflug mit zwei davor gespannten, störrischen Ochsen dienen als Hilfsmittel. Wir dürfen uns sogar im Inneren des Hofes umsehen und die Familie bei der harten Arbeit beobachten. Ausserdem bietet uns der gastfreundliche señor an, vom selbst angebauten und geernteten Mais zu probieren. Es ist eine sehr schöne Erfahrung, sich mit den Einheimischen vor Ort auszutauschen. Auch wenn unser Spanisch bisher nur für die grundlegenden Fragen reicht, verstehen können wir bereits einiges.

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Sonntag, 30. Januar 2011

Potosí – Kilometer 17985

Die mit 4067 Metern über dem Meer höchstgelegene Stadt der Welt erreichen wir am frühen Nachmittag. Durch die schmalen Gassen kommt man mit dem Auto nur sicher ans Ziel, wenn man an jeder Kreuzung genauso wie die Bolivianer einmal kräftig die hupe betätigt, um sich Vorfahrt zu verschaffen. Wir fahren eine ganze Weile durch die Stadt auf der Sucher nach einem Hostal mit Parkplatz. Als wir einen Parkplatz finden, beschliessen wir, die Suche zu Fuss weiter zu führen. Und wir haben Glück – das Hotel San Antonio hat für 140 Bolivianos ein Doppelzimmer matrimonio, einen Parkplatz im sicheren Innenhof und WiFi für uns. Nun müssen wir nur noch das Auto holen und können uns in aller Ruhe de Stadt zu Fuss ansehen.

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Leider kommt es anders: gerade mit dem Auto vom Parkplatz Richtung Hotel gestartet, fahren wir in einer kleinen Seitengasse in eine Keramikscherbe. Diese schneidet ein so grosses Loch in unseren rechten Vorderreifen, dass wir noch mitten in der geschäftigen Stadt den Reifen wechseln müssen.

So kommen wir leider erst später zu unserer Besichtigungstour, als die Sonne schon ziemlich tief am Himmel steht. In diesem gedämpften Licht wirken die farbigen Häuser, die als Ensemble (Spanisches Viertel) von der UNESCO unter Schutz gestellt wurde, besonders schön. Die meisten Häuser im Stadtkern stammen aus der Kolonialzeit und präsentieren sich der Strasse mit überhängenden, künstlerisch geschnitzten Balkonen. Potosí war einmal eine der reichsten Städte der Welt, denn im 17. Jahrhundert haben die Spanier dem dominierenden Berg Cerro Rico eine Menge des Edelmetalls Silber (aber auch Zinn und Zink) entreissen können. Heute bringt der Berg längst nicht mehr soviel Reichtum und die Minenarbeiter riskieren tagtäglich in den Minen ihre Gesundheit und nicht zuletzt ihr Leben. Nur mit einer grossen Menge an Kokablättern sowie 96%-igem purem Alkohol – den wir normalerweise für unseren Reiskocher benötigen – können die Männer “funktionieren”. 

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Donnerstag, 27. Januar 2011

Salar de Uyuni – Kilometer 17647

Am Morgen hat die Tankstelle in San Christobal keinen Strom, so dass weder Diesel noch Benzin gepumpt werden können. Unser Tank ist noch ausreichend gefüllt, um Uyuni zu erreichen, aber Stefane muss etwa vier Stunden warten, bis er sein Motorrad betanken kann. Wir verabreden uns für den Abend in Uyuni auf ein kühles Bier und ein Abendessen.

Auf dem Weg nach Uyuni kommen wir am Zugfriedhof vorbei. Auf mehreren Abstellgleisen verrosten einige alte Dampflokomotiven in der Wildnis. Ein sehr skurriles Bild!

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Als erstes checken wir im Hostal ein, wo wir unseren Landy im Innenhof parkieren können. Die Stadt ist klein und so machen wir uns zu Fuss auf den Weg, diese ein wenig zu erkunden. Die vergangenen Monate haben wir uns grundsätzlich in den Supermärkten mit Lebensmitteln versorgt. Hier gibt es keine Supermärkte, sondern nur kleinere Kioske. Dafür gibt es in Uyuni eine grosse Markthalle, in der wir uns mit Obst und Gemüse eindecken. Mortadella gibt es leider nur am ganzen 3-Kilo-Stück, so dass wir uns für ein vegetarisches Frühstück am nächsten Morgen entscheiden.

Auf einem weiteren Markt gibt es 96-Prozentigen Alkohol zu kaufen, den wir für unseren Kocher benötigen. Ausserdem decken wir uns hier mit Kokablättern ein, die die Bolivianische Bevölkerung in den grossen Höhenlagen zu kauen pflegt.

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Am nächsten Morgen starten wir zusammen mit Stefane eine Tour auf den Salar de Uyuni. Ausgestattet mit dem GPS-Gerät, hoffen wir, ausreichend navigieren zu können, um auch wieder hinaus zu finden. Der Salar ist mit seinen 12000 Quadratkilometern (17 mal der Grösse des Bodensees!) der grösste Salar der Welt. Zu dieser Jahreszeit (hier ist Regenzeit) ist die Salzkruste mit einem Wasserfilm überzogen, was die unendliche Weite mit der Spiegelung noch verstärkt.

Wir erkundigen uns bei den ortskundigen Tourveranstaltern nach dem Zustand und der Befahrbarkeit des Salars. An den Rändern steht die Oberfläche etwa 30 Zentimeter unter Wasser, je mehr man zu Mitte des Salars kommt, umso weniger Wasser befindet sich auf der Salzhaut.

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Wir lassen es uns nicht nehmen, in der Unendlichkeit des Salars anzuhalten, um ein paar Fotos zu machen. In der horizontlosen Umgebung ist es einfach ein Riesenspass; ich glaube, das sieht man!

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Montag, 24. Januar 2011

Nationalpark Eduardo Avaroa – Kilometer 17271

In San Pedro de Atacama treffen wir zwei Belgier, Juliet und Jeff, mit einem Geländewagen mit Wohnkabine und einen Franzosen, Stefane, mit seinem Motorrad und beschliessen, die nächsten Kilometer Richtung Bolivien gemeinsam zu fahren. Über den südwestlichsten Grenzübergang Boliviens im Nationalpark Eduardo Avaroa reisen wir nach Bolivien ein. An der Grenze gibt es nur die Migrationsstelle, wo uns der Beamte einen Einreisestempel für dreissig Tage in den Reisepass drückt. Der Zoll, wo wir die Fahrzeugpapiere für Bolivien erhalten, befindet sich auf 5020 Metern Höhe in Mitten des Nationalparks, etwa 70 Kilometer von der Bolivianisch-Chilenischen Grenze entfernt.

Da die Zollformalitäten etwas Zeit in Anspruch nehmen, verabreden wir uns an der Laguna Colorada (mit genauen GPS-Punkten) zum Übernachten. Wir wundern uns, als die anderen drei auch bis spät abends nicht an der Lagune auftauchen. Am nächsten Morgen gegen zehn erfahren wir von anderen Reisenden aus Frankreich, dass unsere Freunde ein Problem mit dem Motor haben.

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Wir fahren zurück zum Zoll und treffen sie gerade noch, bevor sie sich als Backpacker auf den Weg nach Calama in Chile machen, um Ersatzteile zu besorgen. Tatsächlich hat der Motor einen Schaden, so dass die Weiterreise für die beiden vorerst nicht möglich ist. Wir verabschieden uns für eine Weile voneinander; wahrscheinlich werden wir uns in ein paar Wochen wieder begegnen in Bolivien, Peru oder Ecuador…

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Nachdem wir in den natürlichen, heissen Quellen ein Bad genommen haben, machen wir uns zusammen mit Stefane auf den Weg Richtung Salar de Uyuni. Unser Kartenmaterial von Bolivien ist nicht besonders gut. Um so besser, dass wir in San Pedro von den beiden Reisenden aus Deutschland/Türkei Monique und Eugen eine recht gute Karte für unser GPS-Gerät bekommen haben. Es ist nicht immer ganz einfach, den richtigen Weg zu finden, denn es tauchen häufig Kreuzungen auf, die in keiner unserer Karten verzeichnet sind. Die Entscheidungen fallen intuitiv und gemeinsam, so dass wir am Ende unser Tagesziel San Christobal erreichen. Hierfür waren jedoch einige Wasserdurchfahrten notwendig, bei denen Stefane auf dem Motorrad nasse Füsse bekam. Teilstrecken auf 4000 Metern lagen im leichten Schnee, andere wiederum auf schlechten Schotterpisten.

In San Christobal campen wir einfach am Ortsrand. Am Morgen stellen wir fest, dass wir uns nahezu auf einer Müllkippe befinden. Herumstreunende schwarze Schweine suchen in den Resten nach Nahrung, während die Dorfbevölkerung die Wiese hinter uns als öffentliche Toilette nutzt.

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