Mittwoch, 29. Juni 2011

Welcome to Belize – Kilometer 37313

Bei Benque Viejo verlassen wir Guatemala. Als der Grenzbeamte den Ausreise-Stempel in unsere Reisepässe knallt, verlangt er gleichzeitig 20 Quetzales dafür. Es handelt sich hierbei zwar nur um etwa zwei Franken, offiziell gibt es diese Ausreisesteuer (gemäss unseres Reiseführers) allerdings nicht und das Geld würde einfach so in die Tasche des Beamten wandern. Das gleiche passierte uns vor einigen Wochen auch bei der Einreise nach Guatemala. Wir hatten unsere letzten Hondouranischen Lempiras an der Grenze umgetauscht und dafür 160 Quetzales bekommen. Ohne gross nachzudenken, bezahlten wir bei Einreise die 20 Quetzales. Erst als wir später für die temporäre Einfuhr des Auto 160 Quetzales zahlen sollten, fiel uns der Hinweis aus dem Reiseführer wieder ein. Da es an dieser Grenze nicht die Möglichkeit gab, mit Kreditkarte zu zahlen oder an einem Geldautomaten Geld zu ziehen, verlangte ich die 20 Quetzales kurzerhand vom Grenzbeamten zurück. Und tatsächlich: ohne zu zögern erhielten wir unser Geld zurück…

Nun sind wir in Belize. Bereits das Grenzgebäude, in dem wir Migration und Zoll finden, macht einen anderen Eindruck als alle, die wir bisher in Mittelamerika gesehen haben. Die anstrengenden Schlepper, die einem mit den Einreisedokumenten helfen wollen, tauchen einfach nicht auf und Kinder verkaufen keine Chips und Trockenbananen. Auch dass der Zollbeamte plötzlich Englisch mit uns redet ist sehr ungewohnt. Nach fast neun Monaten ausschliesslich Spanisch kommt uns das Englische plötzlich ganz entgegen, als wir im “Kreuzverhör” die Fragen nach dem Grund unserer Reise, der Aufenthaltsdauer in Belize, der Art des Fahrzeuges, der nächsten Übernachtungsmöglichkeit, … beantworten müssen. Nach ein paar kleinen Scherzen über das gute englische Auto (Belize war noch bis vor kurzem englische Kolonie) dürfen wir die Grenze problemlos passieren.

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Im Ort San Ignacio kurz hinter der Grenze gibt es einen Landrover-Händler mit Werkstatt. Wir brauchen einige Ersatzteile wie Ölfilter, Bremsscheiben und ein neues Fensterglas hinten links. Ausserdem wollen wir Paco vor der Weiterreise kurz durchchecken lassen. Wie wir bereits vermutet haben, müssen aufgrund der vielen Kilometer auf schlechten Strassen die Gelenke der Lenkstange sowie die Gummibuchsen der Aufhängung ausgetauscht werden. Da man Spezialwerkzeug benötigt, lassen wir die kleinen Reparaturen hier bei adventuretrex gleich ausführen.

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Dienstag, 28. Juni 2011

Tikal – Kilometer 37170

Am frühen Morgen kurz nach vier treffen wir unseren Natur- und Kulturführer sowie zwei weitere junge Touristen aus Kanada am Infopoint vor dem Eingang zum Nationalpark Tikal. Mit unseren Stirnleuchten und Taschenlampen bewaffnet kämpfen wir uns durch die Finsternis der späten Nacht. Mit noch fast verschlossenen Augen lauschen wir den Geschichten unsere Guides. Es scheint, als habe er den Aufschwung sowie den Untergang der Maya selbst miterlebt, so genau kennt er die Details. Es gibt kaum eine Minute, so scheint es, in der er nicht redet… Wir sind mit den wilden Stories am frühen Morgen noch etwas überfordert und verwenden unsere Sinne darauf, wilde Tiere im Dickicht des Dschungels zu erspähen. Auf den ersten hundert Metern können wir bereits kleine Frösche und dicke Kröten auf dem feuchten Waldboden ausmachen, die in der relativen Kühle der endenden Nacht noch auf Futtersuche unterwegs sind. Den Blick auf den Boden gerichtet, stolpern wir durch das Dunkel des Waldes, als plötzlich ein umgestürzter Baum den Weg versperrt. Da wir die ersten sind, die heute Morgen die Wege des Parks unsicher machen, gab es noch keine Aufräumaktionen nach dem starken Sturm am Vorabend. Wir steigen zwischen Ästen hindurch, klettern über den Stamm des Baumes und folgen dann weiter dem finsteren Weg. Als wir unsere Taschenlampen vom Weg mal nach rechts oder links schwenken, können wir bereits die ersten Ruinen von kleinen Pyramiden im Unterholz des Dschungels ausmachen.

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Nach einer knappen halben Stunde erreichen wir Tempel IV (Tempel der doppelköpfigen Schlange), den mit siebzig Metern höchsten Tempel der Anlage und zweithöchsten Maya-Tempel überhaupt. Über eine für Besucher errichtete Holztreppe erklimmen wir die fast zweihundert Stufen bis zur obersten Plattform. Es dämmert bereits und wir können im Nebel die Baumkronen des unendlich scheinenden Dschungels ausmachen. Beeindruckt setzen wir uns auf die obersten Stufen des Tempels und warten auf die aufgehende Sonne. Hier oben werden wir Zeuge des erwachenden Dschungels: von Minute zu Minute weicht die Stille den immer intensiver werdenden Tierrufen. Wir können die Schreie von Brüllaffen ausmachen sowie die ersten Gesänge der Vögel. Nicht umsonst bedeutet der Name Tikal “Ort der Stimmen”.

Die Sonne braucht heute eine ganze Weile, bevor die Feuchtigkeit aus dem Grün aufgestiegen ist und den Blick auf das Blättermeer und die Spitzen der Tempel I und II freigibt. Die antike Stadt der Maya liegt heute inmitten der Regenwälder von Petén ganz im Norden von Guatemala. Die einzelnen Pyramiden und Tempelanlagen sind über Wege durch den Dschungel gut zu Fuss zu erreichen, restliche Gebiete hat man dem Dschungel überlassen. Auch wenn Tikal eine der am besten erforschten Maya-Stätte ist, sind bisher nur etwa 30% der Gebäude erforscht und verzeichnet.

Auf dem Weg zur mundo perdido, der verlorenen Welt, sehen wir Klammeraffen über uns durch die Bäume turnen. Die Blicke starr auf die Baumkronen gerichtet, stolpert unser Guide über eine Baumwurzel. Als er den Blick wieder auf den Boden richtet, findet er in der feuchten Erde mehrere Pfeil- oder Speerspitzen, die von den Maya aus Feuerstein hergestellt wurden. Und einige Meter weiter entdecken wir Überreste eines kleinen, rötlichen Tongefässes. Hier scheint es wirklich noch viel zu entdecken zu geben!

Kurz bevor wir das Zentrum Tikals, den Grossen Platz, erreichen, stossen wir auf eine Grossfamilie von Nasenbären. Einige der Weibchen, die in einer grossen Gruppe zusammen leben, haben Junge und wir könnten diese niedlichen Tierchen stundenlang beobachten…

Der Grosse Platz wird eingerahmt von den zwei Tempeln I (“grosser Jaguar”, 44m) und II (“Tempel der Masken”, 37m)in Ost-West sowie von der Nord- und der Zentralakropolis in Nord-Süd-Richtung. Hier endet nun auch unsere interessante Führung durch die Ruinen von Tikal. Tomek und ich erklimmen die Akropolis, um bei einem schönen Blick auf die Tempel unsere mitgebrachten Sandwiches zum späten Frühstück zu verspeisen.

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Montag, 27. Juni 2011

Lago de Petén Itzá – Kilometer 37135

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Im Backpackerhostel in Lanquin haben uns Reisende erzählt, dass sie aus Flores, einer kleinen Stadt am Lago de Petén Itzá, angereist sind. Flores hätte sie in ihren Bann gezogen und erst nach einer Woche wieder abreisen lassen… Also wollen wir uns diesen Ort nicht entgehen lassen! Flores ist sehr schön gelegen auf der Insel San Andrés im südwestlichen Teil des Petén Itzá Sees, nur durch einen künstlichem Damm mit dem Festland verbunden. Die Häuser sind meist eingeschossig und farbenfroh gestrichen. Während wir durch die schmalen Gassen fahren, sehen wir viele kleine schöne Restaurants und Cafés. Auch Hotels gibt es einige, jedoch finden wir keines, wo wir wir unser Auto sicher parken können. Da es nun auch noch zu regnen beginnt, verlassen wir diesen netten Ort, ohne ihn überhaupt richtig kennengelernt zu haben und fahren zur Ostseite des Sees. Hier scheint noch die Sonne! In El Remate finden wir einen schönen Platz zum Campen direkt am Wasser, wo wir zwei Tage verweilen, bevor wir uns der Kultur der Maya hingeben…

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Freitag, 24. Juni 2011

Semuc Champey – Kilometer 36808

Semuc Champey liegt nicht direkt auf unserer Stecke Richtung Tikal im Norden von Guatemala, ist aber unbedingt den kleinen Abstecher wert!  Wir stellen unseren Landy auf dem Parkplatz am Eingang ab, wo die Fahrzeuge durch uniformiertes Personal mit MGs bewacht werden. Nur mit Badesachen bekleidet, Handtücher, Wasserflasche und Fotoapparat in einer Plastiktüke laufen wir über die steinigen Wege und Treppen durch ein Waldstück. Nach etwa fünfzehn Minuten sehen wir durch die Blätter das Türkis der natürlichen Pools schimmern. Wunderschöne Kalksteinterrassen erstrecken sich auf verschiedenen Ebenen über eine Gesamtlänge von 300 Metern über den dahin fliessenden Fluss. Während das wild schäumende, schnell fliessende Wasser plötzlich unter der Brücke aus Kalkstein verschwindet, laden die türkis-grünen, idyllischen Pools bei herrlichem Sonnenschein zum Baden ein.

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Im klaren Wasser der Pools leben tausende von kleinen Fischen. Sobald man ins Wasser eintaucht und sich ruhig verhält, kommen die kleinsten immer näher, um Hautschuppen von Beinen und Füssen zu fressen. Im ersten Moment ein ziemlich ungewohntes Gefühl!

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Donnerstag, 23. Juni 2011

Markt in Chichicastenango – Kilometer 36540

In Chichicastenango ist es endlich so weit: wir kaufen unsere langersehnten Hängematten! Seit Ecuador sind wir nun auf der Suche nach der schönsten aller Hängematten und hier wurden wir fündig. Neben Hängematten, Kissenbezügen, Tischdecken gibt es sehr interessante handgefertigte Masken, typische Trachten sowie skurrile Wässerchen von Schlangenbeschwörern zu erstehen. Auf den Stufen der Kathedrale, die vom einstigen Mayatempel übrig geblieben sind, schwingen Männer und Frauen Weihrauchgefässe und es ist vom weiten nicht auszumachen, ob es sich hier um ein christliches oder ein altes Maya-Ritual handelt. 

Unmengen von Kindern strömen am Markttag durch die Gassen von Chichicastenango, um handgefertigte Lesezeichen, Armbänder oder sonstige artesanias zu verkaufen. Unter ihnen auch die kleine Andrea, die uns nicht mehr von der Seite weicht! Am Donnerstag sei keine Schule, erzählt sie uns. Wir wissen nicht, ob es daran liegt, dass heute der día del maestro, ein Feiertag, ist oder ob die Kinder an Markttagen frei haben, um den Eltern zu helfen. Normalerweise gehe sie mit 48 weiteren Schülern (darunter nur 8 Jungen) im Alter von sechs bis zwölf in eine Klasse, um Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen. Na, das ist mal eine Herausforderung für einen Lehrer!

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Sonntag, 19. Juni 2011

Lago de Atitlán – Kilometer 36367

Ganze drei Tage müssen wir warten, bevor wir am Lago de Atitlán ein Foto von den zwei Vulkanen machen können. Die Regenwolken sind verschwunden und wir haben vom Campingplatz einen wunderschönen Panoramablick auf den See und die dahinter liegenden Vulkane. Nach zwei Monaten allein auf den Strassen Mittelamerikas treffen wir hier in Panajachel endlich wieder einmal auf andere Overlander. Tanja und Markus sind bereits seit eineinhalb Jahren unterwegs und haben sich besonders viel Zeit für Mexiko genommen. Sie können uns gute Tipps für den weiteren Verlauf unserer Reise geben.

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Freitag, 17. Juni 2011

Antigua Guatemala – Kilometer 36245

Am Abend erreichen wir Antigua Guatemala als es bereits dämmert. Im Licht der Strassenlaternen strahlt die kolonial geprägte Stadt einen grossen Charme aus. Wir können auf dem Gelände der Touristenpolizei gratis campen und sind von dort aus in nur wenigen Minuten zu Fuss am Parque Central, dem Platz in der Mitte der Stadt, um den herum sich die Kathedrale de Santiago, der Palacio del Ayuntamiento, viele Cafés, Restaurants und Strassenhändler befinden. Antigua wurde von der UNESCO im Jahr 1979 in die Liste der Weltkulturerben aufgenommen und weist viele restaurierte Gebäude auf. Aber auch die noch vorhandenen Ruinen alter Kirchen oder Klöster und die bereits abblätternden Farben auf den zuerst renovierten Gebäuden verleihen der Stadt ein ganz besonderes Ambiente.

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In Antigua sehen wir seit langem wieder Frauen in traditioneller Kleidung, die hier in Guatemala sehr farbenfroh ist. Sie tragen Obst, Gemüse oder Tortillas auf ihren Köpfen, um es an Einheimische oder Touristen zu verkaufen. Wir können Frauen beim traditionellen Weben von Tüchern und Schals beobachten oder andere, wie sie an jahrhundertealten Waschtrögen mitten in der Innenstadt die Wäsche ihrer Familie waschen. Antigua ist zwar sehr touristisch, aber sicher ein Ort an dem man einige Tage verbringen kann. Viele Sprachschulen haben hier vor vielen Jahren eröffnet und somit auch viele junge Touristen aus aller Welt herbeigelockt.

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Mittwoch, 15. Juni 2011

Maya-Ruinen von Copán – Kilometer 35944

Die Ruinen von Copán sind die ersten Bauwerke der Maya, die wir auf unserer Reise besichtigen. Schon seit den tollen Ausgrabungsstätten der Inka- und Prä-Inkazeit in Peru haben wir uns auf diesen Abschnitt der Reise gefreut!

Copán wurde im Jahr 1980 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt und strahlt heute eine unglaubliche Ruhe aus. Die Plätze zwischen den beeindruckenden Stelen, Tempeln und Pyramiden sind heute mit Gras bewachsen, was die Gesamtanlage zu einem richtig chilligen Ort macht.

Auf dem grossen Platz findet man die Hauptgruppe der Stelen mit Maya-Hieroglyphen, von denen die meisten König Uaxaclahun-Ubak K’awil (übersetzter Name “Achtzehn Kaninchen”) zeigen. Südöstlich des Platzes liegt die Hieroglyphentreppe mit ihren 64 Stufen. Leider konnten im Laufe der Jahre nur 45% der Hieroglyphen entziffert werden, da nur die unteren 15 Stufenreihen noch an ihren Originalpositionen liegen. Die oberen Treppenstufen sind bei der Freilegung durch Archäologen zusammengebrochen und konnten nie wieder richtig zusammengesetzt werden. Die Akropolis, das religiöse und politische Zentrum der Stadt, ist fast exakt in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet. Knochen von fünfzehn Jaguaren und Überreste von Aras wurden nahe Altar und Skulpturen gefunden, die bei Zeremonien wahrscheinlich als Opfer gedient haben müssen. Schöne, bunte Aras fliegen noch heute durch die Baumkronen – von Jaguaren ist leider keine Spur zu sehen…

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Auch der Ort Copán Ruinas ist einen Besuch wert, Wir verbringen die Nacht in einem Familien geführten Hotel im Zentrum und können so noch einige Stunden durch die Kopfsteinpflastergassen des Dorfes streifen.

Dienstag, 14. Juni 2011

Gracias – Kilometer 35790

Grenzübertritte waren bisher – bis auf eine kleine Ausnahme in Bolivien – für uns eigentlich kein Problem. Aber von vielen Reisenden wurden wir vor den Grenzformalitäten in Mittelamerika sowie insbesondere der Honduranischen Polizei gewarnt. Als wir den Grenzposten Las Manos erreichen, bieten sich viele Einheimische als “Bürokratie-Helfer”  oder Geldwechsler an. Aber so wie auch in Südamerika wollen wir das Grenzgeschäft ohne fremde Hilfe erledigen und tatsächlich zerstreut sich die Traube von Männern wieder in alle Richtungen, als wir ihre Angebote dankend ablehnen. Wie immer, ist für die Ausreise alles schnell erledigt: beim Migrationsbüro melden wir uns ab, erhalten aber trotz dreimaligem Nachfragen keinen Ausreisestempel in unseren Reisepass. Mittelamerika sei mit ihrem Grenzen wie die Europäische Union – aha!?!

Das Fahrzeugdokument überreichen wir dem zuständigen Zöllner, immer wieder in der Hoffnung, dass dieser die Ausfuhr auch im Computer noch vermerkt.  Mit Kopien aller Dokumente bewaffnet geht es nun weiter zu Migration und Zoll von Honduras. Juan sei kein gewöhnlicher Helfer, sagt er. Er mache ein Volontariat beim Zoll von Honduras. Ohne Ausweis oder Namensschild glaube ich ihm erstmal kein Wort und mache mich auf zu Schalter 1. Alle erforderlichen Kopien händige ich der Zollangestellten aus und warte auf die Bearbeitung. Die Ausstellung der Fahrzeugpapiere, ein handschriftlich ausgefülltes Formular, kostet knapp vierzig Franken. Diese sind bei der Bank vier Schalter weiter rechts zu zahlen. Und nun kommt Juan ins Spiel: er trägt die Rechnung für mich zur Bank und ich zahle. Zwei Minuten später laufen wir die zehn Meter – diesmal trägt Juan die Quittung – wieder zurück zu Schalter 1. Es fehlen noch einige Kopien von irgendwelchen internen Dokumenten, die Juan und ich gemeinsam in einem “Backoffice” gegen Entgelt kopieren lassen. Nach mittlerweile einer Stunde Wartezeit werden mir auch bald die Originaldokumente sowie das nagelneue Fahrzeugeinfuhrdokument ausgehändigt. Gerne begleitet mich Juan noch bis zu Auto, um mir mitzuteilen, dass er beim Zoll als Volunteer ja nichts verdiene… Toll gemacht!

Nun wollen wir dem Menschengedrängel erstmal entkommen und  fahren zum Nationalpark La Tigra, nahe der Hauptstadt Tegucigalpa. Über eine steile Piste ist der Eingang bei La Rosario nur mit Allradantrieb zu erreichen. Als wir von unserer kleinen Wanderung Richtung Wasserfall zurückkommen, sind wir nicht begeistert: zu sehr ähnelt hier alles bereits Bekanntem. Wir sind – ganz ehrlich gesagt – gelangweilt und fahren direkt am folgenden Tag weiter zum Lago Yojoa. Die Landschaft ist beeindruckender.  Vom Ufer des Sees bei der Ferienanlage La Gloria hat man einen tollen Blick auf die umgebenen Berge – leider nur bis zum späten Nachmittag, als es sich zuzieht und zu schütten beginnt.

Zwei Tage später erreichen wir Gracia, ein kleines, idyllisches Bergdorf nahe der Grenze zu Guatemala. Kopfsteinpflastergassen werden von meist eingeschossigen Bauten aus der Kolonialzeit gesäumt. In verschiedensten erdigen Farbtönen präsentieren sich die Wohnhäuser und Geschäfte und lassen immer wieder Blicke auf die umliegenden Berge zu. Hier fühlen wir uns wohl und geniessen unsere Zeit im Schatten auf dem zentralen Platz, der Plaza Central, des Dorfes.

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