Dienstag, 14. Juni 2011

Gracias – Kilometer 35790

Grenzübertritte waren bisher – bis auf eine kleine Ausnahme in Bolivien – für uns eigentlich kein Problem. Aber von vielen Reisenden wurden wir vor den Grenzformalitäten in Mittelamerika sowie insbesondere der Honduranischen Polizei gewarnt. Als wir den Grenzposten Las Manos erreichen, bieten sich viele Einheimische als “Bürokratie-Helfer”  oder Geldwechsler an. Aber so wie auch in Südamerika wollen wir das Grenzgeschäft ohne fremde Hilfe erledigen und tatsächlich zerstreut sich die Traube von Männern wieder in alle Richtungen, als wir ihre Angebote dankend ablehnen. Wie immer, ist für die Ausreise alles schnell erledigt: beim Migrationsbüro melden wir uns ab, erhalten aber trotz dreimaligem Nachfragen keinen Ausreisestempel in unseren Reisepass. Mittelamerika sei mit ihrem Grenzen wie die Europäische Union – aha!?!

Das Fahrzeugdokument überreichen wir dem zuständigen Zöllner, immer wieder in der Hoffnung, dass dieser die Ausfuhr auch im Computer noch vermerkt.  Mit Kopien aller Dokumente bewaffnet geht es nun weiter zu Migration und Zoll von Honduras. Juan sei kein gewöhnlicher Helfer, sagt er. Er mache ein Volontariat beim Zoll von Honduras. Ohne Ausweis oder Namensschild glaube ich ihm erstmal kein Wort und mache mich auf zu Schalter 1. Alle erforderlichen Kopien händige ich der Zollangestellten aus und warte auf die Bearbeitung. Die Ausstellung der Fahrzeugpapiere, ein handschriftlich ausgefülltes Formular, kostet knapp vierzig Franken. Diese sind bei der Bank vier Schalter weiter rechts zu zahlen. Und nun kommt Juan ins Spiel: er trägt die Rechnung für mich zur Bank und ich zahle. Zwei Minuten später laufen wir die zehn Meter – diesmal trägt Juan die Quittung – wieder zurück zu Schalter 1. Es fehlen noch einige Kopien von irgendwelchen internen Dokumenten, die Juan und ich gemeinsam in einem “Backoffice” gegen Entgelt kopieren lassen. Nach mittlerweile einer Stunde Wartezeit werden mir auch bald die Originaldokumente sowie das nagelneue Fahrzeugeinfuhrdokument ausgehändigt. Gerne begleitet mich Juan noch bis zu Auto, um mir mitzuteilen, dass er beim Zoll als Volunteer ja nichts verdiene… Toll gemacht!

Nun wollen wir dem Menschengedrängel erstmal entkommen und  fahren zum Nationalpark La Tigra, nahe der Hauptstadt Tegucigalpa. Über eine steile Piste ist der Eingang bei La Rosario nur mit Allradantrieb zu erreichen. Als wir von unserer kleinen Wanderung Richtung Wasserfall zurückkommen, sind wir nicht begeistert: zu sehr ähnelt hier alles bereits Bekanntem. Wir sind – ganz ehrlich gesagt – gelangweilt und fahren direkt am folgenden Tag weiter zum Lago Yojoa. Die Landschaft ist beeindruckender.  Vom Ufer des Sees bei der Ferienanlage La Gloria hat man einen tollen Blick auf die umgebenen Berge – leider nur bis zum späten Nachmittag, als es sich zuzieht und zu schütten beginnt.

Zwei Tage später erreichen wir Gracia, ein kleines, idyllisches Bergdorf nahe der Grenze zu Guatemala. Kopfsteinpflastergassen werden von meist eingeschossigen Bauten aus der Kolonialzeit gesäumt. In verschiedensten erdigen Farbtönen präsentieren sich die Wohnhäuser und Geschäfte und lassen immer wieder Blicke auf die umliegenden Berge zu. Hier fühlen wir uns wohl und geniessen unsere Zeit im Schatten auf dem zentralen Platz, der Plaza Central, des Dorfes.

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