Dienstag, 1. März 2011

Boliviens bitterer Nachgeschmack – Kilometer 22390

Nach unserem Ausflug auf die Isla del Sol wollen wir am Sonntag Bolivien verlassen und unsere Reise in Peru fortsetzen. Zuerst möchten wir noch unsere restlichen Bolivianos vertanken. Als uns der Tankwart darauf hinweist, dass Touristen an seiner Tankstelle das Doppelte zahlen müssen, bedanken wir uns und fahren ohne zu tanken weiter. Den Grenzübergang Kasani, einige Kilometer entfernt von Copacabana, erreichen wir gegen zehn Uhr. Bei der Migration geht alles ganz schnell. Die Ausreisestempel sind im Reisepass, nun müssen wir nur noch das Zolldokument für den Landy beim zuständigen Zollbeamten abgeben.

Als der Beamte das Dokument kontrolliert, fällt ihm auf, dass die Chassisnummer in den Zolldokumenten nicht mit der Nummer im Fahrzeugschein übereinstimmt. Der Zöllner bei der Einreise im Süden des Landes hat nur die zweite Hälfte der Ziffern abgeschrieben, nicht aber die komplette. Als ich ihn vor fünf Wochen bei der Einreise darauf aufmerksam machte, winkte er ab mit der Begründung, es passen nicht alle Ziffern in die Eingabemaske im Computer – aber in Bolivien sei das so üblich… 

Nun haben wir also ein Problem! Wir müssen zurück zum Grenzübergang, an dem wir eingereist sind, heisst es. Geschätzte 1000km zurück auf die Höhe von 5020 Metern. In Kasani will man uns nicht helfen… es sei denn… wir zahlen fünfzig Dollar! Ein eindeutiger Versuch, nebenher Geld zu kassieren! Wir weigern uns strikt, etwas zu zahlen. Erst versuche ich noch, mit dem Herrn eine Lösung zu finden. Ein Anruf bei der Zollstelle im Nationalpark Avaroa, wo wir eingereist sind, könnte alles lösen, aber der Zöllner weigert sich strikt. Ich merke, dass es hier nur noch ums Geld geht und schlage einen anderen Weg ein. Als ich nach seinem Namen und seinem Vorgesetzten frage, werde ich bestimmt aus dem Büro geworfen. Zwanzig Minuten vor dem eigentlichen Beginn seiner Mittagspause verschliesst er die Bürotür und ist nicht mehr zu sehen. Mit dem korrupten Herrn Justo Mayta Sarmiento (den Namen habe ich dann doch noch von einem seiner Kollegen bei der Migration erfahren) möchten wir nicht länger verhandeln und machen uns auf den Weg ins Nationale Hauptzollamt zurück nach La Paz, um das Dokument abzuändern.

Beim Nationalen Zoll in der City von La Paz werden wir zuerst vom ersten in den zweiten Stock verwiesen, schlussendlich in das Zollamt von El Alto etwas ausserhalb der Innenstadt. Kurz vor Erreichen des Ziels landen wir inmitten einer Strassenblockade an der Peaje-Station (Strassengebühren), so dass wir mit dem Auto nicht zum Zollamt kommen. Ich mache mich zu Fuss auf den Weg, während Tomek beim Auto wartet. Da es von der Peaje-Station noch einige Kilometer bis zum Zollamt sind, fahre ich mit dem collectivo (Kleinbus).

Endlich beim Zoll angekommen, versucht eine sehr nette Dame unser Problem zu Lösen. Viele Telefonate u.a. mit dem Hauptzollamt unseres Einreisebezirks Potosí führen jedoch erst zu keiner möglichen Lösung. Nur der Zöllner, der das Dokument bei der Einreise erstellt hat, könne es auch ändern, heisst es (Grenze zu Chile ganz im Süden auf 5020m Höhe!). Ihn können wir aber wegen der starken Regenfälle in den letzten Tagen nicht telefonisch erreichen.

Nach mehr als zwei Stunden haben wir unser angepasstes Dokument tatsächlich in der Hand, ohne dafür zu zahlen. Im Zollamt El Alto hat uns ein Beamter ein zusätzliches Zolldokument angefertigt und an das Original geheftet. Hiermit werden wir ausreisen können.

110228 La Paz (2)

Dadurch, dass wir nochmals zurück nach La Paz mussten, wollen wir nun noch die Todesstrecke in die Jungas fahren (eine der gefährlichsten Strassen der Welt, sagt man). Von La Paz geht es über die neue Asphaltstrasse nach Coroico (von knapp 4000m auf 1700m), wo wir in unserem Dachzelt auf dem Gelände des Hotels Sol y Luna übernachten. Am nächsten Morgen brechen wir zeitig auf, um die alte erdige Piste hochzufahren. Als wir uns bei den Einheimischen informieren, erfahren wir, dass die Strecke wegen eines Erdrutsches momentan für Fahrzeuge nicht passierbar ist. Schade! Aber der Abstecher in die Jungas war es trotzdem wert.

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